Unabhängig vom Status des E-Sports gibt es viele spannende Entwicklungen für diese Aktivität am Horizont. Vor allem in den letzten Jahren ist immer mehr Geld in die gesamte Gaming-Branche geflossen. Es werden immer größere Turniere veranstaltet, die teilweise von Millionen von Menschen virtuell besucht werden und deren Preisgelder viele kleinere Sportarten übersteigen. Außerdem sind viele Unternehmen auf die Gaming-Branche aufmerksam geworden und prangen nun als Sponsoren auf Trikots, Ausrüstung oder Gaming-Möbeln, wie Gaming Stühlen oder Eck-Gaming-Tische.
Aber ist ein E-Sport ein echter Sport? Wenn ich das Wort Sport sage, woran denkst du dann? Wenn du ein Sport-Fan bist, ist es vielleicht Fußball, Basketball oder Handball. Vielleicht ist es auch Tennis oder Golf. Für manche ist es vielleicht sogar Schach oder Bridge, die beide von der größten internationalen Sportorganisation als Sport anerkannt werden.
Was ist mit wettbewerbsorientierten Videospielen? Sind E-Sportarten ein Sport?
Jedes der kostenlosen Online-Wörterbücher bietet eine Version zu diesem Thema: Sport ist eine Aktivität, die körperliche Anstrengung, Geschicklichkeit, Wettbewerb und Unterhaltung beinhaltet. Die einzige Hauptvariante zu diesem Thema: der Grad der Betonung des körperlichen Aspekts des Sports.
Laut dem Duden ist ein Sport eine Aktivität, die körperliche Anstrengung erfordert und aus Freude an der Bewegung und zum Spiel stattfindet. Dabei kann es innerhalb eines Wettkampfes stattfinden, dies ist jedoch kein Muss. DWDS führt online eine ähnliche Definition an, legt den Fokus jedoch außerdem noch darauf, dass Sport der Gesundheit des Menschen dient und die Leistungsfähigkeit steigert.
Auffällig ist, dass es in erster Linie immer um körperlichen Einsatz und Wettkampf geht. Würde man stumpf diesen beiden Auslegungen und der Meinung vieler Sport-Enthusiasten folgen, so fällt E-Sport nicht unter die Begrifflichkeit Sport.
Obwohl Videospiele ein gewisses Maß an Strategie erfordern, sind Brettspiele wie Schach oder Kartenspiele wie Solitaire ebenfalls mit Strategie verbunden, aber nicht mit Sport vergleichbar. Und obwohl Spieler wie beim Sport ihre Fähigkeiten durch Übung verbessern können, erfordert selbst das Spielen eines Instruments Übung und Training, was es immer noch nicht zu einem Sport macht.
Sport erfordert Ganzkörperbewegungen und Koordination, nicht nur Finger- und Handbewegungen. Und obwohl es möglich ist, den ganzen Körper zu bewegen, während man ein Videospiel spielt, ist das in der Regel nicht erforderlich, um erfolgreich zu sein. Es ist möglich und üblich, dass E-Sportler den ganzen Tag an ihrem Gaming Schreibtisch sitzen und von dort mit dem Controller das Spiel aus steuern.
Auf diese Weise geht es nicht nur nicht um Körperlichkeit, sondern das Spielen von Videospielen ist oft auch ungesund, während Bewegung nachweislich die Gesundheit und das Wohlbefinden verbessert. E-Sport und andere Formen des kompetitiven Spielens fordern ihren Tribut von Körper und Geist, aber auf eine andere Art als normaler Sport.
Sport im Wettkampf oder in der Freizeit zu treiben, kann den ganzen Körper ermüden und dabei helfen, Muskeln aufzubauen und Fett zu verlieren. Nach dem Sport ist die Stimmung aufgehellt und der Geist ist klarer. E-Sport liefert diese Ergebnisse nicht.
Wenn du stundenlang Videospiele spielst, bekommt dein Körper nichts außer Kopfschmerzen, Müdigkeit und Reizbarkeit. E-Sport ist ein Wettbewerb, so wie Schach ein Wettbewerb ist: Er erfordert keine körperliche Anstrengung und bietet keine gesundheitlichen Vorteile wie physische Sportarten.
Der kulturelle Zeitgeist tendiert jedoch eindeutig zu einer umfassenderen Auffassung von Sport - weniger festgefahren auf körperliche Anstrengung, mehr hin zu ebenfalls kognitiver und motorischer Anstrengung.
Es zeigt sich, dass Sport tatsächlich ein kulturelles Konstrukt sein kann. Wenn du fragst, was ein Sport ist, wird die Antwort je nach Zeit und Land unterschiedlich ausfallen. Der Stierkampf ist immerhin der Nationalsport Spaniens. Vor einer Generation wäre es noch undenkbar gewesen, Skateboarding bei den Olympischen Spielen zu zeigen. Denn noch war dies bei den vergangenen Olympischen Spielen der Fall.
Während in Deutschland die Begeisterung für Fußball und andere klassische Sportarten ungebrochen ist, wird erwartet, dass die Zuschauerzahlen im E-Sport bis 2022 viele kleinere Sportarten übertreffen wird. Dies hat nicht zuletzt auch mit Plattformen wie Twitch und der Präsenz von großen Streamern zu tun, die diese digitale Entwicklung maßgeblich mit vorantreiben. Viele Jugendliche schauen heute schon kein klassisches Fernsehen mehr, sondern lieber Videos auf Youtube oder Streams auf Twitch.
Dass darauf mehr und mehr Events und eventuell sogar irgendwann einmal eine Anerkennung von E-Sport als Sportart oder sogar olympische Disziplin folgt, halten wir für sehr wahrscheinlich.
Autor
Max