Svenja Brunckhorst: “Im Ausland habe ich viel gelernt."

Sie ist Kapitänin der Deutschen Basketball Nationalmannschaft und hat bereits für Teams im Ausland gespielt.

Svenja Brunckhorst ist Kapitänin der Deutschen Frauen Basketball Nationalmannschaft. Zu ihrer langjährigen Erfahrung im Nationaldress, kann sie zudem auf zwei Spielzeiten in Teams in Spanien und Frankreich zurückschauen. Für sie selbst zwei sehr wichtige Jahre für ihre Entwicklung, persönlich wie auch sportlich. 

Zum Basketball kam Svenja durch ihre frühere beste Freundin, deren Vater Basketballtrainer war. “Das war am Anfang eher nur Sport mit Ball und hatte noch nicht viel mit Basketball zu tun”, erinnert sich Svenja. Doch die sie blieb dran und wurde stetig besser. Mit zehn Jahren zog sie von Niedersachsen ins bayerische Wasserburg am Inn. “Das war schon damals eine absolute Hochburg für Frauen Basketball”, erklärt Svenja. Noch im selben Jahr wurde die aktive Mannschaft Zweiter in der ersten Liga. Svenjas Leidenschaft wurde weiter entfacht. 

“Ich habe jedes Wochenende bei den Großen zugeschaut und habe schnell gemerkt, dass ich da irgendwann mal selbst spielen will. Basketball war meine absolute Passion.”

Svenja trainierte weiter und kam schließlich erst in die Oberbayernauswahl und später in die Bayernauswahl. “Zu der Zeit kam der Landestrainer zweimal die Woche zu mir nach Wasserburg, um mit mir zu trainieren.” Da Wasserburg eine Mannschaft in der ersten Liga hatte, durfte die ambitionierte Sportlerin bald auch dort mit einsteigen und mittrainieren - beste Voraussetzungen. Sie wurde trotz ihres jungen Alters gut in das Team integriert und konnte bereits mit 17 Jahren ihren ersten Deutschen Meistertitel bei den Aktiven feiern. In den darauffolgenden Jahren kamen noch weitere Titelgewinne dazu. Allesamt mit dem TSV 1880 Wasserburg.

“Ich bin insgesamt sieben Mal Deutscher Meister geworden und fünf Mal Pokalsieger.”

Auch in der Nationalmannschaft durchlief die 1,79 Meter große Spielerin seither eine bemerkenswerte Karriere. Sie wurde in allen Jugendklassen und Juniorenklassen in die Auswahl berufen. Einen ihrer größten Rückschläge traf die leidenschaftliche Basketballerin jedoch beim National Team bereits in jungen Jahren. 

“Mit 15 Jahren hatte ich einen Kreuzbandriss. Ausgerechnet bei einer Jugend Europameisterschaft, im Finale im letzten Spiel zwei Minuten vor Schluss. Das war natürlich ein herber Rückschlag.”

Doch das hat Svenja nicht daran gehindert weiterhin ihren erfolgreichen Weg zu gehen und sie kämpfte sich nach der Verletzung zurück. 2013 konnte sie im Alter von 22 Jahren ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft feiern. 

Nach ihrer Verletzung im Jugendalter, ist Svenja seither von größeren Verletzungen verschont geblieben und sie durchlief durchweg erfolgreiche Jahre. “Die größte Herausforderung war, irgendwann dann den nächsten Schritt zu machen.” So wechselte sie 2016 zum spanischen Erstligisten Cadí La Seu und schloss sich im folgenden Jahr dem französischen Erstligisten Cavigal de Nice an. 

“Spanien und Frankreich sind zwei sehr hoch angesehene Ligen. Das war meine größte Herausforderung, diesen Schritt zu meistern. Einfach mal aus der Komfortzone raus, neue Sachen ausprobieren, neue Kultur und eine Umgebung kennenlernen.”

In Spanien konnte ihr Trainer kein Wort Englisch. “Da habe ich sehr schnell Spanisch gelernt. In Frankreich konnte mein Trainer Englisch, aber die Franzosen sind sehr stolz und sprechen hauptsächlich Französisch.” Anders als in Deutschland.  Hier wird automatisch Englisch gesprochen. “Das Training im Ausland war zwar am Anfang schwierig, aber im Nachhinein hat es mir sehr viel gebracht. Spanien und Frankreich sind tolle Länder. Ich habe in Frankreich in Nizza gespielt und direkt an der Côte d’Azur gewohnt, das war schon ziemlich genial. Ich hatte sehr viele Besucher”, erzählt sie grinsend. “In Spanien hatten wir auch mal ein Auswärtsspiel auf Gran Canaria. Das ist schon cool.” Viele neue Erfahrungen konnte die deutsche Athletin so im Ausland sammeln. Nach ihren zwei Spielzeiten in Spanien und Frankreich, kehrte sie wieder zu ihrem Verein nach Wasserburg zurück. Für sich konnte sie einiges aus der Zeit im Ausland wieder mit zurück in die Heimat nehmen. 

“Ich habe in den zwei Jahren im Ausland sehr viel über mich persönlich gelernt, über Basketball und ich glaube es hat mir in meinem ganzen Wesen und meiner Entwicklung sehr viel gebracht. Ich möchte diese Erfahrung niemals missen.”

Weil Svenja relativ früh angefangen hat, ambitioniert zu spielen, hat sie die Schule anfangs etwas vernachlässigt. “Irgendwann bin ich vom Gymnasium auf die Realschule gegangen. Da habe ich, ohne groß was zu machen, einen guten Abschluss bekommen. Das war natürlich nicht so super, aber im Nachhinein ist es glaube ich genau der richtige Schritt gewesen. Ich war damals noch nicht bereit, beides zu machen, Schule und Sport. Es musste erst bei mir klicken.” Das hat es später dann auch. Svenja holte ihr Abitur nach, machte eine Ausbildung, ihren Bachelor in Sportmanagement und ihren Master in international Management - “Weil ich verstanden habe, dass auch die akademische Ausbildung sehr wichtig für mich ist.” 

Studiert hat sie bei der Fernuniversität Ismaning. Den Hinweis dazu bekam sie vom Olympia Stützpunkt. “Als ich das Studium angefangen habe, war der Fokus mehr auf Basketball. Aber es gab auch immer die Präsenzphasen, bzw die Prüfungsphasen, da habe ich schon Basketball ein Wenig nach hinten gestellt, weil ich versucht habe, meinen Abschluss bestmöglich zu machen. Von daher habe ich schon versucht, beides sehr gut zu machen, das Studium und den Sport. Ich bin eine kleine Perfektionistin.”

Über ihren Sport kam Svenja nicht nur zu vielen Pokalen, sondern auch im letzten Jahr zu einem Nebenjob in einer Marketing Firma. Da es sich bei ihrem Arbeitgeber um einen Sponsor ihres Vereins handelte, konnte sie so ihren Sport und die Arbeit gut koordinieren. 

“Ich konnte immer sagen, wann ich Zeit habe und wann nicht. Da waren meine Arbeitgeber sehr flexibel und sind mir extrem entgegengekommen.”

Trotz der Flexibilität sieht Svenja ein Problem: “Ich glaube, dass es sehr schwer ist, Basketball auf einem sehr hohen Niveau und einen Job auf sehr hohem Niveau zu vereinbaren.” Darum ist es bei ihr bisher beim Nebenjob geblieben und sie überlegt sich derzeit neben dem Sport lieber einen zweiten Master in Wirtschaftspsychologie zu absolvieren. “Aber wenn ich mit Basketball aufhöre, fängt die berufliche Karriere an. Ich will jetzt noch ein bisschen Erfahrung sammeln. Aber beides auf 100 Prozent geht nicht. Da ist es derzeit einfach zu viel, was den Umfang betrifft.” Noch ein paar Jahre möchte sie spielen und dann voll mit der beruflichen Karriere durchstarten.

Doch vorerst wird es wegen der Corona-Pandemie nichts mit dem Spielen. “Meine Einschränkungen sind sehr sehr groß. Wir haben keine Möglichkeit mehr in eine Halle zu gehen oder alleine auf einem Freiplatz ein paar Körbe zu werfen.” Damit ist der Basketball-Aspekt sowie der Mannschafts-Aspekt komplett weggefallen. “Ich gehe ein bisschen laufen und mache Homeworkout mit Plänen von unserer Trainerin.” Die Saison ist bereits beendet worden, erst im August geht es für sie mit der neuen Saison weiter. Damit hat sich die Mannschaft aufgelöst, es gilt kein gemeinsames Ziel mehr zu erreichen.“Es ist schon extrem krass, vom einen auf den anderen Tag seinen ganzen Alltag zu verändern.” Eine Woche später hätte das Pokalfinale angefangen und danach die Playoffs. “Wir waren sehr gut in der Saison. Wir waren Zweiter und hätten auf jeden Fall sehr weit oben mitgespielt. Das ist dann schon extrem.”

“Ich bin es gewohnt, mit meiner Mannschaft jeden Tag zu trainieren, mit ihnen gemeinsame Ziele zu haben und dann wird dir das alles genommen. Auch die Olympia-Qualifikation für Tokio wäre noch vor der Tür gestanden. Das sind große Ziele, auf die man lange hingearbeitet hat, und jetzt - weg.”

Am 12. März wurde alles abgesagt und am 13. März sind bereits fast alle Spielerinnen aus dem Ausland abgereist, weil einige Grenzen geschlossen wurden und Flüge in die Heimat nicht länger möglich gewesen wären. “Das war ein ganz komisches Ende. Das gab es so eben noch nie und das war auch für mich erstmal schwierig zu verstehen. Aber letztendlich geht es allen so ob Sportler oder nicht. Wir müssen alle diese Situation annehmen und das Beste daraus machen. Aber es ist auf jeden Fall komisch, als Mannschaftssportler jetzt sein Ding alleine zu machen. Alleine Laufen, alleine Workout.”


louisa

Autor

louisa

Autorin und Mitgründerin von Athlet.one

Mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung im Spitzensport hat Louisa De Bellis den Durchblick in der Welt der Athlet:innen. Als ambitionierte Handballerin ist sie in der deutschen Sportlandschaft bestens vernetzt, führt Interviews mit Sportler:innen und teilt ihre Expertise auf Athlet.one!