Roman Apolonov: “Ich hatte meine Ziele erreicht. Es war Zeit für einen neuen Weg.”

Roman Apolonov ist mit fünf Weltmeistertiteln einer der erfolgreichsten Ju-Jutsu-Sportler in Deutschland. Warum er trotz

“Ich war schon immer vom Kampfsport begeistert, so weit ich mich zurückerinnern kann. Ich habe mir als ich klein war immer Ninja Turtles angeschaut, Jean-Claude van Damme und Jackie Chan. All das hat mich denke ich schon in die Richtung geformt.”

Sportbegeisterung war in Romans Familie nichts Neues, wenn auch Ju-Jutsu nicht der Sport war, den sein Vater zunächst für ihn vorgesehen hatte.

“Mein Vater war leidenschaftlicher Fußballer, musste aber schnell einsehen, dass ich mit dem Ball nichts anfangen kann. Bei uns in der Nähe war ein Judo-Club, da haben sie mich dann erstmal hingebracht. Ich habe mit fünf Judo angefangen und dann mit sechs Jahren bin ich zum Ju-Jutsu. Ich habe beides jahrelang parallel gemacht, bis ich gemerkt habe, dass ich mehr Leidenschaft im Ju-Jutsu habe, wobei ich Judo immer noch toll finde und mit Herz dabei bin. Aber Ju-Jutsu hat mir einfach mehr Spaß gemacht.”

Von hier an nahm Romans Karriere schnell Fahrt auf und der ambitionierte Sportler arbeitete sich bis ganz nach oben.

“2009 war ich bei einem Sichtungsturnier, den German Open. Dort habe ich noch in der U-18 gekämpft und wurde anschließend 2010 zum Sichtungslehrgang eingeladen für die U-21 Jugendnationalmannschaft. Dort schafft ich es als Underdog als jüngster Athlet den Europameistertitel zu erkämpfen. So hat sich dann mein Weg weiterentwickelt.”
Roman zu seiner aktiven Zeit als Ju-Jutsu Athlet. /Quelle: DJJV
Roman zu seiner aktiven Zeit als Ju-Jutsu Athlet. /Quelle: DJJV

Auf den ersten internationalen Titel folgte der erste junioren Weltmeistertitel, der für Roman bis heute der prägendste Erfolg darstellt. In den nächsten Jahren entwickelt er sich zu einer richtigen Größe in seinem Sport und kann viermal in Folge den Weltmeistertitel bei den Erwachsenen erkämpfen. Doch natürlich gab es in seiner Karriere nicht nur Siege und Erfolge. Auch Niederlagen gehören für den Kampfsportler einfach dazu, dennoch sieht er jeden Schritt den er auf seinem Weg gemacht hat als wertvoll und notwendig an.

“Die Niederlagen, die man auf Turnieren macht, sind auf den ersten Blick natürlich Fehlschläge, besonders wenn man hart dafür trainiert hat. Aber ich muss sagen, auch negative Erfahrungen haben sich hinterher immer als positiv für mich herausgestellt. Verlieren hat mich am Ende immer viel stärker gemacht. Ich hab viel mehr gelernt als durch meine Siege, mein Training neu gestaltet und an den Dingen gearbeitet, die nicht so gut funktionieren.”

Natürlich ist die Karriere im Sport nicht die einzige, auf die man sich als Athlet verlassen kann, besonders in Sportarten wie Ju-Jutsu, die keine weitreichende finanzielle Unterstützung in Deutschland haben.

“Damals gab es zwei Möglichkeiten. Bundeswehr oder Polizei. Da hat es mich dann zur Polizei nach Hessen verschlagen, weil dort schon die Sportfördergruppe stark etabliert war. Ich konnte hier beides gut miteinander verbinden, viel Zeit für die Trainingslager haben und freigestellt werden. Aber seit Ende 2018 bin ich nicht mehr bei der Polizei. Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen war es einfach nicht mehr der Beruf, den ich verfolgen wollte und zum anderen hat es mich auch in eine völlig andere Sportart verschlagen und ich wollte diesen professionellen Weg einschlagen, den ich jetzt habe.”

Mit dem Ausstieg aus der Sportfördergruppe der Polizei geht ein großer Umbruch im Leben des leidenschaftlichen Kampfsportlers einher. Seit 2018 ist Roman nicht mehr Ju-Jutsu Athlet. Warum er diesen Karrierepfad verlassen wollte, hat viele Gründe, ebenso warum er sich für MMA (Mixed Martial Arts) als neuen Pfad entschieden hat.

“Ich habe im Ju-Jutsu alles erreicht, was ich erreichen wollte, mehrmals, öfter als ich es mir jemals vorgestellt hatte. Im Sport muss man sich weiterentwickeln. Mit dem Gedanken MMA zu machen hatte ich schon lange gespielt, eigentlich war ich mir ziemlich sicher, dass ich den Sprung bald machen würde, doch wollte ich noch einige Dinge im Ju-Jutsu erledigen. Dazu kommt auch noch das Finanzielle. Man kann von Ju-Jutsu in Deutschland einfach nicht leben, dafür sind die Mittel viel zu klein und mein Wunsch ist es, vom Kampfsport zu leben. Im MMA hab ich da eine gute Chance.“
Seit Ende 2018 steigt Roman Apolonov in den Käfig. /Quelle: WLMMA
Seit Ende 2018 steigt Roman Apolonov in den Käfig. /Quelle: WLMMA

Sich bis an die Spitze zu kämpfen und diesen so erfolgreichen Weg dann hinter sich zu lassen, stellt sicherlich für viele keine leichte Entscheidung dar. Doch Roman ist sich sicher er würde seinen gesamten Weg im Sport genau auf diese Weise wieder gehen wollen. Seine Leidenschaft ist zwar immer noch der Kampfsport, doch es gibt einige Unterschiede zwischen seinen beiden Sportarten.  

“Der MMA-Sport ist einfach der ultimative Kampfsport. Es sind viel mehr Techniken erlaubt als in den meisten anderen Sportarten. Wenn man zum Beispiel vergleicht, im Boxen darf man nur Boxen, im Kickboxen Schlagen und Treten, im Judo Werfen. Im MMA hast du alles vereint und musst dich in jede Richtung weiterentwickeln, um am Ende der beste Mixed Martial Artist zu sein. Das reizt mich sehr, diese Flexibilität, dass man so viel lernen kann. Man lernt nie aus. Der Hauptunterschied ist, im MMA versuche ich den Gegner so schnell wie möglich kampfunfähig zu machen, im Ju-Jutsu geht es mehr um die saubere Technik und dem Gegner technisch überlegen zu sein um den Kampf zu gewinnen, kein Knock-Out. Das heißt nicht, dass die Schläge nicht wehtun, aber es geht nicht ums ausknocken.”

2010 wurde die Übertragung von MMA-Kämpfen in Deutschland zeitweise verboten. Nicht zuletzt wegen der nach außen wahrgenommenen Brutalität der Sportart. Roman möchte dieses Bild, dass trotz der Aufhebung des Übertragungsverbots immer noch eine breite Masse der Öffentlichkeit in Deutschland teilt, verändern.

“Die Kampfsportler, die in den Cage steigen, wissen, worauf sie sich da einlassen. Das sind professionelle Kämpfer, die haben dafür trainiert und testen ganz spezifisch wer der bessere Kämpfer ist. Das muss man einfach verstehen, dann sieht man es eventuell aus einer anderen Perspektive.”
Roman im Kampf gegen Akraman Gazaev in Berlin. / Quelle: WLMMA

Mit seiner neuen Sportart und seinem neuen Weg, hat Roman jetzt die Chance sich neue Ziele zu setzen, nachdem er alles, was ihm im Ju-Jutsu wichtig war, erreicht hat. Natürlich ist die momentane Situation für einen solchen Wechsel und das Ziel des Aufstiegs in die höchste Liga nicht gerade einfach. Die Pandemie stellt den Kampfsportler wie viele andere Athleten vor einige Herausforderungen.

“Die Situation Corona hat natürlich einiges verändert was Training und Wettkämpfe angeht. Im Moment stehen keine Wettkämpfe an, wobei es im Mai wieder losgehen soll. Trainings mit dem Team sind gerade auch nicht möglich. Ich hoffe, dass sich die Situation für uns alle bald bessert, nichtsdestotrotz hat sich für mich motivationsmäßig nichts verändert. Jeden Tag bin ich im Training, jeden Tag absolviere ich meine Einheiten. Ein Athleten, der stetig bereit ist, findet immer eine Bühne. Wenn es losgeht, geht’s wieder los, es hilft nichts, Trübsal zu blasen.”

Wann es wirklich wieder in den Käfig geht kann momentan niemand sagen, Roman weiß aber ganz genau, was für ihn zu tun ist, wenn es dann wieder losgeht. Anders als zu Beginn seiner Ju-Jutsu-Karriere, hat er sich genau vorgenommen, wo sein Weg in hinführen soll.

“Anfangs hab ich mich etwas wischiwaschi ausgedrückt und es hat mich selbst beeinflusst, meine Motivation und alles andere. Darum sage ich es jetzt einfach wie es ist: Ich will in die höchste Liga der Welt, in die UFC. Ich will den Vertrag 2022 unterschreiben. Das ist das Ziel. Das nächste Ziel, das dann folgt ist der UFC-Champion-Titel. Ich gebe alles dafür, also Let’s Go, es geht vorwärts!”
Auch in seinem neuen Sport will er die Leiter ganz nach oben klettern. /Quelle: WLMMA
Auch in seinem neuen Sport will er die Leiter ganz nach oben klettern. /Quelle: WLMMA

Doch solche Ziele erreichen sich nicht von alleine. Roman weiß wo er hin möchte, weiß aber auch was es bedeutet diese zu verwirklichen. Mut, Ausdauer und Wille.

“Ich denke, jeder Sportler hat seinen eigenen Weg, seine eigenen Konflikte, seine eigenen Ziele. Es ist aber immer wichtig, sich im Klaren zu sein, welche Ziele man wirklich verfolgt. Was möchte ich wirklich erreichen? Ich habe es immer so gemacht, dass ich mir die Sachen aufgeschrieben und immer wieder vor Augen gehalten habe. Wenn es mal schwierig wurde, wenn man gedacht hat, warum mache ich das, dann habe ich hervorgeholt was ich mir aufgeschrieben habe und habe so immer schnell wieder zu meinen Zielen zurückgefunden. Man sollte auch keine Scheu davor haben, sich große Ziele zu setzen, daran zu glauben, nicht daran zu zweifeln, sie auszusprechen. Natürlich muss man dann auch die nötige Arbeit rein stecken. Wer ein Champion sein möchte, der kann nicht auf der faulen Haut sitzen, sollte früh aufstehen können, im Wald rennen, auch bei Minusgraden und sich stets weiterentwickeln, körperlich, geistig und mental.”

Besonders in Zeiten wie diesen, ist es wichtig, sich immer wieder auf seine Ziele zu besinnen und nicht den Mut zu verlieren dafür zu arbeiten und zu kämpfen. Wir wünschen Roman, dass er bald wieder im Käfig stehen kann und seine nächsten Ziele angreifen kann.

Louisa

Autor

Louisa